DR. MED. GÖTZ BLOME
Gerechtigkeit ?


Quäle nie ein Tier zum Scherz,
denn es fühlt wie du den Schmerz, sagt das Sprichwort.
So ist es auch mit den Menschen:
alle fühlen Schmerzen,
gleichgültig, ob sie „gut“
oder „böse“ sind.
gleichgültig, ob sie „im Recht“ sind oder nicht.
Jemand hat dir einen Schmerz zugefügt,
und du willst Rache.
Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Gerechtigkeit.
Denn du bist das Opfer,
und er ist der Täter.
Wenn nun das Opfer Rache nimmt,
wird es selbst zum Täter,
der das Gleiche tut wie derjenige,
den es deswegen verurteilt hat:
Es macht seinerseits jemanden zum leidenden Opfer.
Das nennt man dann Gerechtigkeit:
jeder soll das gleiche Maß an Leiden haben.
So setzt sich das Wechselspiel
zwischen Opfer /Täter
und Täter/Opfer unaufhörlich fort.
Heute bin ich dran, morgen du.
Heute bist du dran, morgen ich.
Aber ich bin natürlich im Recht,
mein Leiden ist mehr wert
als deines,
der du mir zuerst das Leid zugefügt hast
und mir dadurch das Recht gegeben hast,
dir ein Leid zuzufügen,
das du verdient hast
und das deshalb gar kein richtiges Leid ist,
das Mitleid verdient,
sondern die verdiente Strafe für das Leid,
das du mir zugefügt hast
und das ungerecht und unverdient war.
Und so bleibt unser Leben ein ewiges Kampfgetümmel,
in dem mal der eine,
mal der andere Leid erfährt
und in dem das eine Leid das andere erzeugt,
weil wir immer nur Rache und „Gerechtigkeit“ wollen
und es ablehnen,
denjenigen, der uns das Leid zugefügt hat,
zu VERSTEHEN.



