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Gewinnen und Verlieren

Freust du dich, wenn du gewinnst, und hasst du es, zu verlieren? Wenn ja, dann bist du ein normaler Mensch, und diese Frage scheint überflüssig zu sein. Denn ist es nicht natürlich, wenn wir uns über Vorteile, Vermögen, Macht oder Ehre und natürlich schöne Liebesbeziehungen freuen und uns ärgern oder traurig werden, wenn wir sie verlieren?

 

Im weiteren Sinne bezieht sich diese Problematik aber auch auf die grundsätzliche Frage nach Glück und Unglück, die letztlich jeden Aspekt unseres Lebens bestimmt. Glück ist im Prinzip das, was wir als positiv empfinden, und Unglück ist alles, was belastet und quält. Die Gewinner – worauf auch immer diese Definition sich bezieht – haben Glück, zum Beispiel in der Liebe oder im Beruf. Sie sind es, denen es gut geht, wogegen es den Verlierern nicht gut geht, denn sie haben ja „Pech“.

 

Hier müssen wir uns natürlich fragen, was das heißt: ich habe Glück. Primär denken wir dabei an materielle Zusammenhänge, weil diese in unserer Welt die führende Rolle spielen; zum Beispiel sprechen wir bei einem Lottogewinn von Glück. Oft wird dabei aber vergessen, dass unser Leben auch eine geistige und gefühlsbezogene Seite hat und wir trotz allem materiellen Wohlstand unglücklich sein können. Ein geistiger Glücksfall wäre es zum Beispiel, eine gute Idee zu haben, und gefühlsmäßiges Glück eine schöne Liebe. Es gibt auch Menschen, in deren Leben alles glücklich verläuft, und von denen man sagt, sie seien unter einer „Glückshaube“ geboren,

Unser Leben ist ein ständiges Auf und Ab, mit guten und schlechten Zeiten, Glück und Pech, und wir finden das normal. Dennoch versuchen wir natürlich immer nur zu gewinnen und nicht zu verlieren - allerdings oft ohne Erfolg. Denn stets gehört zu allem, was wir unternehmen, eine Portion Glück. Dieses kann man als Zufall oder als Schicksal bezeichnen, entscheidend daran ist jedoch, dass wir es nicht erzwingen können, und daher ist es wichtig, dass wir lernen, uns weder vom Unglück noch vom Glück aus der Bahn werfen zu lassen.

 

Ob aber etwas ein Verlust oder ein Gewinn ist, hängt davon ab, wie wir es sehen oder was wir daraus machen. Ein Verlust kann sich nach anfänglichem Schrecken in der Folge als Gewinn herausstellen, weil er den Weg für unerwartete Möglichkeiten öffnen oder unsere Einstellung zum Leben positiv zu etwas Neuem verändern kann. Und andererseits kann ein Gewinn die Einleitung zu einer Katastrophe sein, wenn wir nicht sinnvoll damit umgehen und er uns aus unserer bewährten Bahn wirft. Wir wissen ja nie, welche Konsequenzen das, was wir erleben, haben wird.

 

Jedenfalls kann, wenn wir es richtig anstellen, verlieren genau wie gewinnen eine große Chance für uns sein, weil wir dabei lernen können, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie kommen, und uns nie irgendwelchen sinn- und hoffnungslosen Erwartungen hinzugeben. Das gehört zur Kunst des Lebens. Wir können damit eine große Zufriedenheit und Abgeklärtheit gewinnen, nach dem Motto: Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.

 

Solange wir uns aber einfach immer nur freuen, wenn wir gewinnen, oder uns ärgern, wenn wir verlieren, ohne uns auch nach dem Sinn dessen zu fragen, was uns das Schicksal oder der Zufall damit zeigen will, haben wir keinen Nutzen davon für unser künftiges Leben und bleiben dem Auf und Ab von Glück und Unglück weiterhin hilflos ausgeliefert.

 

Doch als du, Gott, mir alles nahmst,

da wurdest du mir erst bewusst.

Wenn wir besitzen, sind wir arm,

reich aber macht uns der Verlust!

79274 St. Märgen, Kirchplatz 11, Tel. 07669 93 95 77  Fax 07669 93 95 78  E-Mail: blome@posteo.de

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