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Es ist soweit: Die Mächtigen im Staat haben wieder einmal beschlossen, Krieg zu führen, weil der angebliche Feind das Land bedrohe und man sich unbedingt verteidigen müsse. Man selbst sei natürlich unschuldig an diesem Problem und im Recht. Dass man sich nicht ehrlich um Frieden bemüht hat, wird verschwiegen, die Argumente des sogenannten Feindes werden ignoriert und das Volk wird belogen. Es geht den Mächtigen (fast immer) vor allem um Macht, Reichtum, Ideologien und persönliches Prestige.

Dafür sind sie bereit, die Menschen im Krieg leichtfertig zu opfern, und ein Menschenleben ist dann nur eine Zahl und nicht viel wert. Man hofft auf Verluste des „Feindes“ und bagatellisiert die eigenen, und man verschweigt, dass im Krieg vor allem das Leben unschuldiger Menschen vernichtet wird, die – ebenso wie ihre dazu gezwungenen „Feinde“ – lieber in Freundschaft und Frieden leben und niemandem etwas Böses wollten.

Würden sie sich weigern, mitzumachen, wäre kein Krieg möglich, und die Regierung müsste sich um Frieden bemühen. Denn für jeden Konflikt gibt es eine Lösung, wenn man dafür auch den angeblichen Feind anhört und die Ursachen beseitigt.

Ein geflügeltes Wort heißt:

„Stell dir vor, es gibt Krieg, und niemand geht hin.“

oder stellt euch vor, sie wollen wieder Krieg machen

und der General sagt zu den Rekruten:

„Soldaten, hört genau zu ihr: wollt in den Krieg ziehen,

und seid bereit, Menschen zu töten. Weil man euch erzählt hat,

sie seien eure Feinde, glaubt ihr, dazu berechtigt zu sein.

Und ihr glaubt auch, dass ihr keine Verantwortung dafür habt,

denn die liegt ja bei euren Vorgesetzten und den Politikern,

die euch in den Krieg schicken und die doch wissen müssen,

was gut und richtig und erlaubt ist.​​

 

Bedenkt ihr aber auch, dass die Verantwortung zwei Gesichter hat?

Das eine ist die Verantwortung gegenüber jenen Menschen und Institutionen, die mächtiger sind als ihr und denen ihr gehorchen müsst, also zum Beispiel eure Vorgesetzten und die staatlichen Institutionen. Sie können von euch fordern, was sie wollen und was sie für richtig halten. Wenn ihr ihnen gehorcht und zum Beispiel im Krieg Menschen tötet, seid ihr öffentlich entschuldigt und werdet gelobt, weil ihr „verantwortungsbewusst“ gehandelt habt.

Vielleicht gibt es ja Situationen, in denen dies zutrifft, aber die ganze Wahrheit ist es nicht. Denn wenn ihr in euch hineinhört, werdet ihr erkennen, dass es noch eine andere Verantwortung gibt, die euch ganz persönlich betrifft, nämlich die Selbstverantwortung. Diese wird euch von eurem Gewissen diktiert, das eine höhere Instanz in eurem Bewusstsein ist - sozusagen eure innere Stimme, die euch unbestechlich sagt, was für euch persönlich richtig oder falsch ist. Das Gewissen macht euren menschlichen Wert aus und steht über allem, also auch über euren Vorgesetzten und den Gesetzen, und die Selbstverantwortung macht euch zu freien und eigenständigen Menschen, die es wagen, ihren eigenen Weg zu gehen. Menschen, die dies konnten, wurden zu allen Zeiten bewundert und verehrt. Ihr gehört potentiell auch zu ihnen, denn auch ihr besitzt eine Selbstverantwortung, die euch stark, ehrlich und unabhängig machen kann, wenn ihr auf sie hört. Sie ist besonders wichtig und wertvoll in kritischen Zeiten wie dieser, in der die Gefahr besonders groß ist, dass Unrecht und Unheil geschehen.

Denn grundsätzlich gilt: Wenn die Mächtigen unverantwortlich handeln, obwohl sie doch eine besonders hohe Verantwortung haben, dann seid ihr ihnen nicht mehr verantwortlich, sondern nur noch euch selbst. In diesem Sinne müsst ihr vor eurem Gewissen prüfen, ob das, was man euch befiehlt, richtig und human ist. Das ist die große Verantwortung euch selbst gegenüber angesichts der Forderung, andere Menschen zu töten oder zu verletzen, Menschen wie euch selbst, Menschen mit einem Lebensrecht wie ihr, die wahrscheinlich nur gezwungenermaßen eure Feinde sind.

Denkt daran: ihr seid für alles was ihr tut und woran ihr euch beteiligt, immer persönlich verantwortlich. Das kann euch niemand abnehmen. Wenn ihr jetzt also Menschen tötet – und das ist ja euer Auftrag -, werdet ihr zwar von euren Vorgesetzten gelobt. Ihr werdet jedoch nur dann überzeugt sein, gut und richtig gehandelt zu haben, wenn auch euer Gewissen euch lobt. Ist es aber damit nicht einverstanden, geratet ihr in einen Konflikt mit euch selbst und verurteilt euch, weil ihr wisst, dass ihr falsch gehandelt habt. Dann steht ihr zwar vor euren Vorgesetzten zwar gut da, vor euch selbst aber als Verbrecher. Überlegt euch also genau, wie ihr euch verhalten wollt: hört nach innen, auf euer Gewissen, tut das, was ihr als richtig empfindet, wovon ihr überzeugt seid und was ihr vor euch selbst verantworten könnt.

Fragt euch, ob ihr den Krieg bejahen könnt, ob ihr sinnlos geopfert werden wollt und ob ihr jemanden töten oder verletzen wollt, den ihr gar nicht kennt, und der eigentlich euer Freund sein könnte, wenn er es dürfte. Jetzt könnt ihr euch noch weigern und euch denen anschließen, die Frieden wollen. Jetzt seid ihr noch frei und könnt nach Hause gehen.“

 

Eine schöne Geschichte –

hoffen wir, dass sie eines Tages wahr wird.

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Das Leben will nicht enden und sterben, sondern leben und ewig fortdauern. Daher sind alle lebendigen Organismen mit Alarmsystemen ausgestattet, die aktiv werden, wenn ihnen Gefahr droht. Dazu gehören vor allem Angst und Furcht. Dieses sinnvolle Alarmsystem wird aktiv, wenn wir - direkt oder indirekt - eine drohende Gefahr w­ahr-nehmen; es soll uns zu einer Rettungsaktion, bewegen, die entweder in Abwehr oder in Flucht besteht.

Hätten wir keine Angst bzw. Furcht, würden wir in dieser gefährlichen Welt bald Schaden nehmen oder untergehen. Daher kommen Menschen, die sich furchtlos in extreme Gefahrensituationen begeben, oft darin um. Oft wird der Mangel an Furcht als Mut bezeichnet; tatsächlich handelt es sich dabei aber nur um große Naivität, aus der heraus die Gefahr falsch beurteilt wird.

Dagegen besteht Mut in der Überwindung einer Angst, die man tatsächlich verspürt. Ohne Angst gibt es keinen Mut und keine Helden.

Üblicherweise sprechen wir allgemein von Angst, genau genommen müsste man dabei aber zwischen zwei verschiedene Erscheinungsformen unterscheiden. Da ist einerseits die real begründete (Furcht), auf die man reagieren kann und muss, und andererseits die mehr oder weniger irreale, die irgendwelchen Fantasien und Vorstellungen entspringt. Die körperlichen Reaktionen sind aber in beiden Fällen gleich: die Psyche aktiviert zusätzliche Energie, damit wir uns entweder wehren oder fliehen können. Falls uns dies gelingt, empfinden wir keine Angst; andernfalls staut sich die Abwehr-/Flucht-Energie in unserem Inneren und erzeugt ein Gefühl der Enge, das wir als Angst bezeichnen. (Das Wort „Angst“ ist indogermanischen Ursprungs: anghu = „beengend“.) Diese innere Enge (Angst) gleicht dem Überdruck in einem Dampfkessel, der sofort sinkt, wenn „Dampf abgelassen“ wird. Das heißt: sobald wir die aufgestaute Abwehr-/Flucht-Energie dadurch verbrauchen, dass wir aktiv auf die Gefahr reagieren, lässt der innere Druck und die Angst verschwindet.

Solche Reaktionen sind jedoch bei den fantasiebedingten oder irrealen Ängsten nicht möglich, weil man ja gegen eine nur angenommene Gefahr nichts konkret unternehmen kann. Hierunter leiden viele Menschen, und zwar umso mehr, je fantasievoller und emotionaler sie sind und je schwächer ihre Verstandeskontrolle ist. Daher sollten wir, wenn uns die Angst überfällt, uns immer zunächst fragen, ob es wirklich so schlimm ist und ob wir nicht vielleicht wieder einmal in die Falle unserer Fantasie geraten sind.

Wir haben drei Möglichkeiten, auf die Gefahr zu reagieren: entweder wir wehren uns aktiv und furchtlos oder wir ergreifen angsterfüllt die Flucht. Diese beiden Reaktionsweisen sind in Bezug auf das Überleben gleichwertig und biologisch sinnvoll. Welche jeweils passend ist, hängt immer von den aktuellen Umständen ab. Die dritte Möglichkeit besteht in einer passiven Verhaltensweise, die sich auch bei Tieren beobachten lässt: wir reagieren überhaupt nicht, sondern lassen die Dinge laufen und ergeben uns in unser Schicksal – hoffend, dass es doch irgendwie noch gut ausgehen werde. In diesem Sinne schrieb Dietrich Bonhoeffer aus der Todeszelle: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag“.  

Selbstverantwortung
Mut

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