DR. MED. GÖTZ BLOME
Mann und Frau oder Frau und Mann.
Eine Frau ist kein Mann und ein Mann ist keine Frau.
Das weiß jede/r.
Warum ist das so?
Das weiß niemand.
„Jemand“ oder „etwas“ hat es so gewollt und gemacht,
hat uns so gemacht, wie wir sind:
Mann oder Frau / Frau oder Mann,
und gerade diese Tatsache
ist das Aufregendste und Belebendste in unserem Leben.
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Wir erleben dabei ganz hautnah ein Geheimnis,
das sich durch unsere ganze Welt zieht:
das Andersartige.
Es hat, obwohl wir uns selbst irgendwie als Mittelpunkt der Welt empfinden
und deshalb immer von uns auf andere schließen,
so eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf uns,
dass wir nicht ruhen,
bis wir es, wenn schon nicht begriffen,
so doch wenigstens erfahren haben.
Wir fühlen uns zu dem hingezogen,
was uns Lust oder Freude bereitet.
Das nennen wir Sehnsucht.
Wird sie erfüllt, kommt es zu einer Vereinigung.
Das nennen wir Glück.
Und den Austausch von lebendiger Energie,
der mit Freude und Lust einhergeht,
nennen wir Liebe.
So zieht die weibliche Zelle die männliche
und die männliche die weibliche an
wie ein Magnetpol den anderen.
Der Mann erfährt die Frau
und die Frau den Mann,
indem sie sich so eng wie möglich annähern.
Dabei erleben sie für einen kurzen Moment die Einheit,
die das wunschlose Glück bedeutet.
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Der Moment vergeht,
und dann sind sie wieder getrennt
durch ihre Individualität,
die etwas in sich Geschlossenes darstellt
und sie zugleich von der universellen Einheit ausschließt,
auf die sie mit ihrem ganzen Sehnen zustreben.
Immer ist unsere Erfahrung des Andersartigen
unvollkommen und bruchstückhaft,
weil uns nur wenig von dem bewusst wird,
was wir tatsächlich erleben und erfahren.
Und so bleibt uns immer und immer
die Suche nach der Vereinigung, der Vervollkommnung,
die wehmutsvolle Unruhe, die uns durchs Leben treibt,
und die Einsamkeit, die uns so schmerzlich zeigt,
dass uns das Andere fehlt,
und zugleich die Angst davor,
dass wir ganz verlorengehen könnten
als unbedeutende, unvollkommene, unvollendete Bruchstücke.
Mann und Frau / Frau und Mann
können nicht voneinander lassen,
weil sie nur zusammen die Einheit bilden können,
und einzeln nur sehnsuchtsvolle Teilstücke sind.
Die Sehnsucht verbindet sie und macht sie untrennbar.
So ist auch unsere ganze Welt unzertrennbar,
weil sie aus lauter einsamen Teilstücken besteht,
die sehnsuchtsvoll zueinander streben.
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