DR. MED. GÖTZ BLOME
Lebenssinn
Was ist der Sinn meines Lebens? Diese Frage beschäftigt mehr oder weniger bewusst jeden Menschen, und die Tatsache, dass wir sie uns stellen, beweist - unabhängig davon, wie sie beantwortet wird - dass es ihn in irgendeiner Form gibt. Selbst jene Menschen, die behaupten, es gebe ihn nicht, haben sich dennoch, um zu dieser Meinung zu kommen, darüber Gedanken gemacht: das wäre nicht möglich, wenn er überhaupt nicht existieren würde. Für die meisten Menschen steht es aber außer Frage, dass ihr Leben einen Sinn hat oder haben muss, auch wenn sie davon vielleicht keine klare Vorstellung, sondern nur eine vage Ahnung haben.
Einfach gesprochen, besteht er darin, es uns gut gehen zu lassen. Diese Aussage, gegen die wohl niemand etwas einzuwenden hat, erscheint sehr einfach und klar, beschreibt jedoch in Wirklichkeit ein äußerst komplexes und vielgestaltiges Phänomen. Denn auf die Frage, was einem bestimmten Menschen gut tut und damit für ihn sinnvoll ist, gibt es jeweils nur eine ganz und gar individuelle Antwort und das bedeutet, dass es genauso viele Sinndefinitionen gibt, wie Menschen in dieser Welt existieren. Während es zum Beispiel für den einen Menschen sinnvoll ist, sich mit den praktischen Dingen des Lebens zu beschäftigen, können für einen anderen humanitäre oder philosophische Fragen am wichtigsten sein, und während der eine kämpfen muss, ist für einen anderen der friedliche Weg richtig.
So lässt sich unser Lebenssinn immer nur ganz persönlich und bezogen auf die Aufgabe, die wir in dieser Welt haben, definieren. Solange unser Leben auf etwas ausgerichtet ist, das uns in irgendeiner – direkten oder indirekten – Form gut tut oder nützt, empfinden wir es als sinnvoll. Das kann allerdings auch einmal bedeuten, dass wir dafür – wie zum Beispiel die Märtyrer – Leiden auf uns nehmen müssen, um uns selbst treu zu bleiben oder zu uns zurück zu finden.
Der Sinn von etwas besteht immer in dem Geist oder Konzept, aus dem es entstanden ist bzw. geschaffen wurde, gleichgültig ob es sich dabei um einen Gegenstand oder ein Lebewesen handelt, und es geht immer darum, ihm gerecht zu werden. Für uns Menschen ist der Sinn des Lebens also eigentlich ein religiöses Phänomen (wenn man Religion so versteht, wie es das Wort religio meint: als die Verbindung zu einer höheren, transzendenten Weltdimension, die meist auch Gott genannt wird), denn er orientiert sich immer an überpersönlichen oder übermenschlichen Werten.
Man könnte folgende Definition wagen: Der Sinn des Lebens besteht für uns darin, unserer inneren Stimme bzw. unserem tiefen Wissen zu folgen, und das zu tun, was für uns persönlich richtig und gut ist. Solange uns dies gelingt, ist das Leben für uns stimmig und sinnvoll. Wir müssen also immer wieder genau hinsehen, nach innen hören und herausfinden, was für uns sinnvoll, richtig und gut ist. Manchen Menschen gelingt dies ganz intuitiv und ohne viel nachzudenken, wogegen andere sich immer wieder bewusst die Sinnfrage stellen und ihre persönliche Aufgabe finden müssen.
Thema von Floriplex Nr.17