DR. MED. GÖTZ BLOME
Liebe
Obwohl die Liebe das Wichtigste in unserer Welt ist und das Schöne, Gute, die Freude und das Glück bedeutet, erzeugt sie bei manchen Menschen Probleme und Leiden. Wieso?
Da gut und schlecht keine absoluten Werte darstellen, sondern immer nur eine subjektive Bedeutung haben, hängt es stets von uns selbst – unserer Einstellung und unserem Verhalten - ab, ob etwas gut oder schlecht auf uns wirkt. Also machen wir offensichtlich etwas falsch, wenn die Liebe uns leiden lässt. Noch direkter ausdrückt: da Liebe eigentlich immer nur positiv wirkt und Freude macht, kann es sich bei einem Menschen, der unter „Liebeskummer“ leidet, gar nicht um echte Liebe handeln.
Liebeskummer wird meist durch das Ende einer Beziehung oder eine unerfüllbare Sehnsucht ausgelöst. Der/die Leidende sträubt sich dagegen, und weil er sich als bemitleidenswertes Opfer sieht, glaubt er/sie, jammern, leiden, sich bemitleiden, anklagen oder sich wehren zu dürfen. Diese üblichen Reaktionen sind aber nichts anderes als mehr oder weniger unbewusste Ablenkungsmanöver: die Liebesleidenden wollen nicht wahr haben, dass sie ihr Leiden selbst verursacht hat, weil es sich bei ihnen nicht um echte Liebe handelt.
Wenn sie wirklich ehrlich zu sich wären, müssten sie sich eingestehen, dass es ihnen gar nicht darum geht, den angeblich geliebten Menschen glücklich zu machen, um evtl. mit ihm zusammen glücklich werden zu können. Statt dessen werden sie meist von selbstsüchtigen und egoistischen Motiven getrieben, zum Beispiel vom Wunsch, den anderen Menschen zu besitzen oder zu beherrschen, mit seiner Hilfe eigene Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren, durch ihn gesellschaftliche Eitelkeiten zu befriedigen, an ihm sinnliche Begierden auszuleben oder sich durch ihn von seelischen Problemen oder einem sinnlosen Leben ablenken zu lassen.
Eigentlich wäre es ganz einfach, den Liebeskummer zu überwinden: man müsste nur den Leid erzeugenden Anspruch aufgeben und sich stattdessen jene Beziehungsform pflegen, die mit dem anderen Menschen möglich ist - zum Beispiel mit Sympathie und Freundschaft. Seltsamerweise wird dies aber meistens von den „Liebenden“ abgelehnt: sie beharren auf ihren egoistischen „Liebes“-Ansprüchen und beschuldigen den angeblich so viel geliebten Menschen, ihnen Leiden zu bereiten, weil er ihnen nicht gibt, was sie von ihm wollen. - Kann so etwas Liebe sein?
Sehen wir etwas genauer hin: Liebe beruht immer auf Gegenseitigkeit; sie ist nur möglich, wenn zwei Individuen sozusagen auf der „selben Wellenlänge“ schwingen oder, wie die Poeten sagen, ein Herz und eine Seele sind. Liebe kann nur in absoluter Freiwilligkeit existieren und weder eingefordert oder erzwungen werden; jede Art von Zwang zerstört sie. Und sie ist vor allem ein Gefühl, das wir in uns selbst erwecken und lebendig halten müssen; sie kann niemals von außen (z.B. durch einen anderen Menschen) in uns hinein transportiert werden.
Liebe ist immer bedingungslos und hängt nicht von deiner Umwelt ab. Entweder du liebst oder du liebst nicht. Aber wenn du offen für echte Liebe bist, ziehst du automatisch jene Menschen an, die dich lieben können.
Daher sagte Konfuzius: Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.
Thema von Floriplex Nr.21